Rückkehr zu den Tôjinbô-Klippen

Rückkehr zu den Tôjinbô-Klippen

Als ich 2008/2009 in der Stadt Fukui mein Auslandsjahr verbrachte, gab es eigentlich nur zwei echte Sehenswürdigkeiten: den Eiheiji, ein buddhistischer Tempel, der fernab der Zivilisation in den Bergen liegt und die mit der Bimmelbahn 1,5 Stunden entfernten Tôjinbô-Klippen. 

Der Eiheiji

Ich bin damals mit meinen beiden Kommilitoninnen, die ebenfalls ein Jahr in Fukui studieren sollten, im Oktober, nur ein paar Wochen nach meiner Ankunft, zu den Tôjinbô-Klippen gefahren, weil das Wetter noch angenehm genug war. Auch in Japan gibt es einen echten Winter und in Fukui kann es schon mal meterhoch schneien, daher war es rückwirkend betrachtet eine gute Idee gewesen.

Was sind denn überhaupt die Tôjinbô-Klippen?

Zunächst möchte ich Euch zeigen, wie sie aussehen:

Tôjinbô (東尋坊, Tōjinbō) ist ein ein Kilometer langer Abschnitt zerklüfteter Basaltklippen an der Küste des Japanischen Meeres nördlich von Fukui. Die felsige Küstenlinie wurde von den Wellen ausgehöhlt und hinterließ tiefe Abgründe und steile Klippen, die sich bis zu 30 Meter über das Wasser erheben. Die groben, säulenförmigen Felsen sehen aus wie Bündel von sechs- und fünfeckigen Stäben und sind eine seltene geologische Formation, die nur an wenigen anderen Orten auf der Welt zu sehen ist.

Der Legende nach wurden die Klippen nach einem Mönch benannt, der an den Klippen in den frühen Tod stürzte. Faszinierend sind die Klippen auch, weil das Wasser unterschiedlich tief ist und entsprechend unterschiedlich gefärbt ist. Je nach Sonnenstand nehmen auch die Basalt-Säulen eine etwas andere Farbe ab, deswegen kann auf den Klippen umherklettern und entdeckt stets etwas Neues.

Doch warum erzähle ich Euch das eigentlich?

Mich haben die Klippen schon immer fasziniert, da mich Felsen und Steine schon immer begeistert haben. Aus diesem Grund habe ich die Klippen vielen Freunden und auch meiner Schwester gezeigt, als sie mich damals in Japan besucht haben. Vor einiger Zeit bin ich aber auf einen Keramiker gestoßen, der kleine Cups bzw. guinomi in sechseckiger form gestaltete und unterschiedlich glasierte. Der Keramiker heißt Tagami Keiichi und ist 1950 geboren. Allerdings war er nicht immer Keramiker. Tatsächlich hat er bis zu seiner Pensionierung vor etwas über 10 Jahren selbstständig gearbeitet. Erst als er im Ruhestand Zeit hatte, sich mit seinen Interessen und Hobbys zu beschäftigen, hat er angefangen zu töpfern. Nebenher hat er ehrenamtlich Touristen zu den Tôjinbô-Klippen geführt. Diese beiden Interessen haben eines Tages zu der Idee geführt, Keramiken zu entwerfen, die an die Schönheit der Klippen erinnern sollten. 

Also lernte er die mentori-Technik bei der man Kanten in die Außenseiten schlägt bzw. abschabt. In sechseckiger Form erinnern die kleinen Cups tatsächlich an die Form der Basalt-Säulen. Doch auch die Glasuren erinnern thematisch an die Klippen bzw. die Küste sowie das umgebende Meer.

Tagami san hat viel mit der Wechselwirkung der Glasuren experimentiert und nutzt bis zu drei Glasuren gleichzeitig. Im Ergebnis sehen einige Becher so aus, wie das Meer und die Gischt an den Klippen. Einige sind dunkler, wie die Klippen bei Nacht, andere sind heller, wie das Wasser bei strahlender Sonne. Wiederum andere erinnern an schwarzweiße Tuschmalerei (suiboku) oder die Farbwahl von Hokusais "großer Welle von Kanagawa"

Als ich im Oktober 2024 wieder in Fukui war, habe ich mich unter anderem mit Tagami san getroffen, der mir bereitwillig seine Werke und Herstellungsweise zeigte. Eine Auswahl seiner Keramiken findet Ihr in der neuesten Kollektion.

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