Iga-Keramik von Atarashi Manabu
Ich weiß noch, wie ich als Student das erste Mal auf die Arbeiten von Atarashi Manabu stieß. Ich habe zufällig bei Recherchen Fotos seiner Stücke gefunden und war sofort begeistert. Als “armer” Student habe ich dann aber schnell ernüchtert festgestellt, dass diese für mich zunächst etwas zu wertvoll bleiben würden.
Später, als ich Teekeramik.com gründete, habe ich mir ein Ziel gesetzt. Neben traditioneller Teekeramik zu bezahlbaren Preisen, war es mein Anspruch, eines Tages auch Werke anzubieten, die von namhaften Künstlern stammen. Atarashi Manabu gehört zweifelsfrei zu dieser Gruppe, doch so leicht war es nicht. Wenn Künstler einen gewissen Status erreicht haben, ist die Nachfrage sehr groß. Viele Händler reißen sich um die limitierten Stücke. Man muss also irgendwie einen Fuß in die Tür kriegen…
Zumal es in Iga im Vergleich zu anderen Regionen vergleichsweise wenig Öfen gibt, die sich auf Qualität konzentrieren. Atarashi Manabu ist in Iga aufgewachsen, schon sein Vater brannte traditionelle Iga-Keramik. Das ist nicht selbstverständlich, denn zwischenzeitlich ging das Wissen um die traditionelle Herstellung fast verloren und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts wiederbelebt. Somit gehören sein Vater und Atarashi Manabu selbst zu einer neuen Gruppe von Keramikern, die an die alten Traditionen anknüpfen und dafür Anerkennung finden. So wurde beispielsweise Manabu 2013 für die Wahrung der Herstellungstradition als traditioneller Kunsthandwerker ausgezeichnet.
Das schöne an seinen Werken ist, dass sie den Stil von Iga sehr gut repräsentieren. Neben einfacheren Stücken, die Shigaraki sehr ähneln, sind es aber vor allem die aufwendig geformten Schalen, Becher und Vasen, die einen unverwechselbaren Charakter haben. Er brennt mittels Holzbrand im anagama. Diesen Ofentyp hat er im Laufe der Zeit immer weiter optimiert und mittlerweile stehen auf seinem Gelände sechs Öfen, von denen er aber immer nur einen nutzt. In einem Ofen kann er etwa nur 200-300 Objekte brennen. Das kommt ganz darauf an, worauf der Schwerpunkt des Brands liegt und wie groß die jeweiligen Stücke sind.
Der Scherben enthält weiße Pegmatitkörnchen und hat eine warme, orange-rotbraune Färbung. Der Ton stammt aus lokalen Tonvorkommen aus Shigaraki und Iga, der teilweise selbst ausgehoben und aufbereitet wird. Herausragend ist auch die asymmetrische, leicht geschwungene, manchmal auch kantige Form, die jedem Stück einen individuellen Charakter verleiht.
Nachdem der Tonkörper etwas trocknen konnte, höhlt (kurinuki) und schnitzt (shinogi) Atarashi Manabu die individuelle Form mit verschiedenen Hilfswerkzeugen heraus. Die daraus resultierende Form ist gleichzeitig sein Markenzeichen. Typischerweise wird das Objekt im Ofen seitlich auf Muscheln platziert. Auf diese Weise sammelt sich während des Brandes die Glasur auf der nach unten zeigenden Seite und verglast. Manchmal bildet sich ein sogar ein dicker Tropfen, der unter Kennern besonders begehrt ist.
Diesen nennt man tonbo no me – Libellenauge. An anderen Stellen sammelt sich die Glasur und verglast ebenfalls in grünlicher Farbe. Diesen Effekt nennt man bîdoro. Der Brand dauert drei bis vier Tage und es wird dabei eine Zieltemperatur von 1300°C erreicht, die dazu führt, dass die Asche schmilzt und verglast.
Mitten in der Pandemie war ich 2022 geschäftlich in Japan unterwegs und war sehr froh, dass sich zufällig eine Begegnung ergab. Bei dieser Gelegenheit erstand ich gleich zwei kleine Cups (guinomi) für meinen Privatgebrauch und heute, im Jahr 2023, bin ich glücklich, seine Keramiken auch in Deutschland in meinem bescheidenen Shop anbieten zu können. 2023 habe ich Atarashi Manabu noch einmal in seinem Atelier besucht und mir seine Werkstatt sowie seine Öfen angesehen.
Und zu guter Letzt hier noch ein Video auf Youtube, in dem ich seine Arbeiten detaillierter zeige.