Echizen-Keramik von Namiyosegama Keiko
Sechs Jahre ist es nun her, dass ich in Fukui die Familie Kitajima kennenlernte und einige Stücke bei Ihnen einkaufte. Frau Shinya Keiko (geborene Kitajima Keiko) und ihr mittlerweile verstorbener Vater führten damals zusammen den Ofen Namiyose. Wobei das etwas untertrieben ist, denn es sind eigentlich vier Öfen! Doch lasst mich ihre Geschichte der Reihe nach erzählen. Es begann alles mit dem Vater Kitajima Shigemitsu, der 1942 in dem Ort Namiyose geboren wurde. Namiyose ist eine Ortschaft in der Präfektur Fukui. Und in Fukui wiederum wird die Jahrhunderte alte Keramiktradition der Echizen-Öfen weitergeführt, die zu den “sechs alten Öfen” (六古窯) Japans zählen. Kitajima Shigemitsu eröffnete in seinem Geburtsort im Jahre 1975 seinen ersten anagama-Ofen und benannte diesen nach der Ortschaft: Namiyose-gama 波寄窯. Zu diesem Zeitpunkt war seine Tochter Keiko drei Jahre alt und ahnte noch nichts von ihrer späteren Berufung.
In den kommenden Jahren baute er drei weitere Öfen, darunter einen weiteren anagama-Ofen zusammen mit seiner Tochter und einen noborigama. Kitajima Shigemitsu ist vor allem bekannt für seine Vasen und großen Töpfe, für die er eine Vorliebe entwickelte. Diese verzierte er gelegentlich mit Ritzdekoren in Anlehnung an seine alte Passion – der Malerei.
Kitajima Shigemitsu erreichte mit seinen Ausstellungen überregionale Bekanntheit und der Fernsehsender NHK berichtete in den 1990ern über ihn. Seine Hingabe für authentische Holzbrandkeramiken unterstrich er mit einem weiteren Merkmal: dem heimischen Echizen-Ton. Heutzutage ist es üblich geworden, dass sich Keramiker ihren Ton von Firmen liefern lassen, die sich auf den Abbau und die Aufarbeitung regionaler Tonsorten spezialisiert haben. Es gibt aber immer noch Keramiker wie Shigemitsu, und jetzt auch Keiko, die den Ton selbst suchen, stechen und aufarbeiten, damit alle Herstellungsschritte aus einer Hand stammen und die Natürlichkeit regionaler Keramik richtig zum Ausdruck kommt.
Keiko kam 1972 zur Welt und wurde in der Präfekturhauptstadt geboren. Sie machte zunächst im Zentrum für Industrietechnologie der Präfektur Fukui eine technische Ausbildung mit dem Schwerpunkt Keramikgewerbe und ging danach zu ihrem Vater zurück, um den anagama-Ofen zu übernehmen, den sie zusammen gebaut hatten. 2019 traten sie zuletzt gemeinsam bei einer Ausstellung im Kaufhaus Seibu (Zweigstelle Fukui) auf. Sie brennt seit über 10 Jahren ihre eigenen Keramiken.
Heute führt Keiko das Erbe ihres Vaters allein fort und betreibt alle Öfen unter ihrem Künstlernamen “Namiyosegama Keiko” in Anlehnung an den Namen des Ofens. Der Fokus liegt aber auf dem anagama-Ofen. Holzbrand im anagama erreicht eine Temperatur von 1200°C. Der Brand dauert in der Regel sieben Tage, da das Aufwärmen des Ofens einige Tage in Anspruch nimmt. Erst wenn die Zieltemperatur erreicht ist, entsteht die typische Ascheanflugglasur. Wie sich diese auf den Objekten verteilt, ist nur bedingt steuerbar und hängt stark von der Positionierung innerhalb des Ofens ab.
Doch es gibt auch Stellen im Ofen, an welche die aufgewirbelte Asche wegen des stetigen Luftzugs kaum oder gar nicht gelangt. Ein Keramiker kennt seinen Ofen und weiß in etwa, wo sich diese Stellen befinden und kann sich auf diese Weise bestimmte Effekte ausrechnen und erhoffen.
Je nach Position und der dort vorherrschenden Ofen-Atsmosphäre färbt sich auch der leicht-eisenhaltige Ton unterschiedlich. So gibt es Stellen, an denen kaum eine Färbung auftritt, dafür dann andere, in denen er sich dunkel färbt.
Auch das verwendete Feuerholz hat darauf einen Einfluss. Neben japanischem Kiefernholz wird auch einheimisches Eichenholz verwendet. Letztlich tragen viele verschiedene Faktoren dazu bei, wie ein Brand gelingt. Naturprodukte wie Holz, die regionale Tonerde und auch das Wetter, das die Brenndauer mitbestimmt, verwandeln in sieben Tagen irdene Gefäße zu einzigartigen Naturkunstwerken.